Was macht der Fichtenborkenkäfer eigentlich im Winter?
Während die Schwärm- und Befallsphasen des Buchdruckers im Frühjahr, Sommer und Herbst im Fokus der Waldbesitzenden sind, wird der Überwinterung des Käfers oft zu wenig Augenmerk geschenkt. ThüringenForst-Experten klären auf
Erfurt (hs): Was macht der Buchdrucker, ein gefürchtetes Schadinsekt an der Fichte, eigentlich im Winter? Hält er einen Winterschlaf oder frisst er sich durch die kalte Jahreszeit? Sowohl als auch, sagen die Waldschutzexperten der ThüringenForst-AöR. Mit abnehmender Tageslichtlänge im Herbst sucht der Buchdrucker, auch bei für den Käfer angenehmen Tagestemperaturen über 16 Grad, seinen Überwinterungsort auf. In kühleren Regionen, etwa in den Hoch- und Kammlagen des Thüringer Waldes, bevorzugt er die Überwinterung in der Bodenstreu. Sie bietet dem nur vier bis fünf Millimeter großen Insekt eine gute Isolation an. Werden die Temperaturen frostig, verkriecht er sich sogar in tiefere, wärmere Bodenschichten. In milderen Regionen Thüringens dürfte der größere Teil der überwinternden Käfer sowie dessen Puppen und Larven aber unter der Rinde, gleichsam im Baum die kalte Jahreszeit hinter sich bringen. Bei Temperaturen über 8° C kann er dort sogar seinen Fraß fortsetzen. Ein fertig entwickelter Käfer ist in der Lage, an milden Wintertagen sein Versteck unter der Rinde zu verlassen. Er lässt sich auf den Waldboden fallen und verkriecht sich in die schützende Bodenstreu. Dort reduziert der Käfer seinen Stoffwechsel und verzichtet auf Bewegung. Zusätzlich entwickelt er nach allmählicher Kälteanpassung ein körpereigenes „Frostschutzmittel“. Damit kann der Käfer auch strenge Winter unbeschadet überleben.
Gesund durch die Sommerhitze – die Waldtiere wissen wie!
Fuchs, Hase & Co. trotzen der Sommerhitze mit pfiffigen Ideen: Erfrischende Waldbäder, Siesta oder das Aufsuchen luftiger Baumwipfel oder kühler Wurzelhöhlen sind nur einige davon
Erfurt (hs): Klimaforscher warnen vor immer trockeneren und vor allem heißeren Hochsommern. Während sich unsereins dann der Sommerhitze durch Klimaanlage und Schwimmbadbesuch erwehren kann, fragt sich mancher, wie dies eigentlich die Waldtiere überstehen. Leiden Fuchs, Hase & Co. unter den hochsommerlichen Temperaturen? „Jein“ sagen die Forstexperten der ThüringenForst-AöR. Denn viele Waldtiere haben coole Strategien, um mit den höchsten Sommertemperaturen fertig zu werden.
Wildtiere „schwitzen“ nicht oder kaum
Im Gegensatz zu Menschen oder Pferd schwitzen Waldtiere bei der Bewegung nicht oder kaum– viele wilde Gesellen haben wenig oder gar keine Schweißdrüsen. Wie der Haushund oder die Hauskatze hecheln sie und verdampfen dabei Speichel, um den Körper zu kühlen. Feldhasen benutzen als Klimaanlage ihre langen, wenig behaarten Löffel: Bei großer Hitze werden diese intensiv durchblutet und geben so überflüssige Körperwärme ab.
Jahrelange Waldpflege zahlt sich aus
Auf der 33. Wertholzversteigerung der ThüringenForst-AöR werden 1189 Festmeter Laub- und Nadelhölzer angeboten.
Erfurt (hs): Auf der heutigen 33. Wertholzsubmission der ThüringenForst-AöR werden 1189 Festmeter (Vorjahr: 1640 Festmeter) Edelhölzer versteigert. Auf dem Submissionsplatz bei Erfurt können Holzkäufer unter 16 verschiedenen Baumarten auswählen. Schwerpunkt der 20 Anbieter ist Eichenholz mit allein 790 Festmeter, daneben werden 163 Festmeter Eschenholz sowie 152 Festmeter Nadelholz angeboten. Derartige Premiumstämme locken wertholzverarbeitende Käufer nicht nur aus Thüringen, sondern aus ganz Deutschland und sogar Europa an. „Die Wertholzsubmission ist eine wichtige Einkommensquelle für die Waldbesitzenden. Sie ist zugleich Ausdruck der Artenvielfalt in unseren Wäldern, die wir mit dem klimaresilienten Waldumbau weiter erhöhen werden. Bei der Holzsubmission werden die edelsten Hölzer unserer heimischen Wälder angeboten und es wird deutlich, wie wertvoll und vielseitig verwendbar der nachwachsende, umweltfreundliche Rohstoff Holz ist. Es braucht kein Tropenholz aus Regenwäldern. Edelhölzer wachsen vor unserer Tür. Ihr Verkauf trägt zur regionalen Wertschöpfung bei und finanziert die nachhaltige Forstwirtschaft“,“ sagt Thüringens Forststaatssekretär Torsten Weil.
Wenn Bäumen das Wasser bis zum Hals steht
Thüringens Hauptbaumarten Fichte und Buche ertragen Hochwasser eher schlecht. Andere Baumarten tolerieren wochenlange Überflutungen und verlieren kaum ihre Vitalität
Erfurt (hs): Nach ungewöhnlich viel Schnee in den letzten Wochen führte die aktuelle witterungsbedingte Tauphase zu einem starken Angebot an Schmelzwasser. Im Siedlungsbereich werden derartige Wassermengen schnell in die Kanalisation abgeleitet, in unbebauten Bereichen versickern sie. Ganz anders im Ökosystem Wald: Dort werden die Wassermengen auf vielen Waldstandorten aufgesogen wie ein Schwamm. Je nach Geländeausprägung entstehen auch temporäre Nassbereiche oder gar kleine Seen. Bäume, denen das Wasser bis zum Hals steht, reagieren hierauf sehr unterschiedlich. Bestimmte Baumarten erdulden solche Überschwemmungen tage- und wochenlang, andere Baumarten zeigen recht schnell Vitalitätsverluste, schlimmstenfalls sterben sie ab.
Thüringens Hauptbaumarten ertragen Überflutungen eher schlecht
„Weiden, Pappeln, Eschen, Erlen und Ulmen finden sich oft entlang von Flüssen oder Gewässern. Ihnen gemeinsam ist eine hohe Toleranz gegenüber auch wochenlangen Überschwemmungen“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Eine mittlere Toleranz zeigen Eichen und Spitzahorne. Ertragen diese Baumarten noch einen mehrtägigen Hochwasserstand, nimmt die Vitalität nach rund zwei Wochen Überflutung deutlich ab, Ausfälle nehmen zu. Auch der Bergahorn kann noch in diese Gruppe gerechnet werden. Er erträgt durchaus kurzzeitige Überschwemmungen, etwa durch anschwellende Gebirgsbäche, verursacht durch Schneeschmelze. Steht das Hochwasser mehr als zwei Wochen an, reagiert er mit deutlichen Verlusten. Die beiden Hauptbaumarten in Thüringens Wäldern, die Fichte (Anteil knapp 40 %) und die Buche (Anteil ca. 20 %) überstehen Hochwasserlagen hingegen am wenigsten gut. Beide ertragen zwar kurzzeitige Überflutungen, allerdings nehmen die Schäden mit der Dauer des Hochwassers deutlich zu. Interessant: Die Kiefer, in Ostthüringen weit verbreitet, scheint sich hier wackerer zu schlagen. In von Überflutungen und hohen Grundwasserpegeln stark beeinflussten Waldgesellschaften, sog. Auewäldern, finden sich die überschwemmungstoleranten Baumarten natürlicherweise wieder. Die empfindliche Fichte und Buche findet sich auf diesen Überflutungsstandorten i. d. R. nicht.
Luchsansiedlung im Thüringer Wald: Projektbündnis „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ möchte bis zu 20 Luchse auswildern
Erfurt (hs): Das neue Artenschutzprojekt „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ startet heute mit der Übergabe des Fördermittelbescheids durch Umweltminister Bernhard Stengele. Das Projekt will die Ausbreitung des Luchses in Deutschland und Mitteleuropa fördern und einen stabilen Populationskern im Thüringer Wald schaffen. Dafür sollen innerhalb der kommenden vier Jahre bis zu fünf Luchse pro Jahr in Thüringen ausgewildert werden. Zum gemeinsamen Termin im Naturkundemuseum Erfurt präsentierte sich ein breites Bündnis von Akteuren aus Naturschutz, Forst und Jagd. Neben Tieren aus dem Gehege in Hütscheroda geht es auch um zusätzliche Luchse aus den rumänischen Karpaten – dafür sind zwei rumänische Partnerorganisationen in das Projekt eingebunden. „Der Luchs lebt in unseren Wäldern – er ist ein wichtiger Teil unseres Ökosystems und eine faszinierende Großkatze dazu. Noch fehlt der Trittstein zwischen den Luchsen im Bayerischen Wald und dem Harz. Wenn das Projekt diese Verbindung schafft, haben wir für die Zukunft des Luchses in Mitteleuropa viel erreicht“, so Umweltminister Bernhard Stengele.
Das Projekt „Luchs Thüringen“ wird im Programm „Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft“ (ENL) umgesetzt und vom Umweltministerium über einen Zeitraum von etwa vier Jahren in Höhe von 2,9 Millionen Euro gefördert, bereits 2024 mit rund 880.000 Euro. 20 Prozent der Summe stammen aus dem Thüringer Landeshaushalt, die übrigen 80 Prozent sind so genannte ENL-Mittel aus einem von der EU kofinanzierten Programm des TMUEN zur Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft. Hinter dem Projekt „Luchs Thüringen“ steht ein breites Bündnis aus zehn Organisationen innerhalb und außerhalb Thüringens, das gemeinsam die Zukunft des Luchses in Mitteldeutschland gestalten möchte. Koordiniert wird das Projekt durch den BUND Thüringen.
Sebastian König, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen, erklärt: „Der BUND Thüringen setzt sich bereits seit vielen Jahren für den Erhalt des Luchses im Freistaat ein. Unsere Feldarbeiten liefern wichtige Informationen zum Vorkommen der Art in Thüringen, und unsere Zuchtanlage im BUND Wildkatzendorf Hütscheroda ist in Deutschland bislang einzigartig. Hier können in Gefangenschaft geborene Luchse ohne Kontakt zu Menschen aufwachsen und optimal auf ein Leben in freier Wildbahn vorbereitet werden.“
Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz beim WWF Deutschland kommentiert: „Die Zukunft der Luchse in Deutschland entscheidet sich in Thüringen. Wir brauchen die Wälder dort als Verbindungskorridore zwischen den Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald.“ Dazu bekommen die Luchse Sprunghilfe aus Rumänien: Neben den Luchsen aus Gehegehaltung sollen etwa zehn Luchse als Wildfänge aus den rumänischen Karpaten in den Thüringer Wald umgesiedelt werden. Um dies zu gewährleisten, sind zwei rumänische Partnerorganisationen in das Projekt eingebunden. „Neben dem Fang der Luchse unterstützen wir unsere rumänischen Kolleginnen und Kollegen auch beim Monitoring der Art und helfen so, wichtige Daten zur Verbreitung und Populationsdichte des Luchses in den Karpaten zu sammeln.“, sagt Samson.