Wie schnell erholen sich unsere Wälder nach einer Feuerkatastrophe?
Wie kommen Fichte, Kiefer & Co. mit Waldbränden klar? Regeneriert das System schnell oder zeigen sich Langzeitschäden?
Erfurt (hs): Das erste Halbjahr 2019 erreichte mit 24 Waldbränden und knapp 20 Hektar Brandfläche einen traurigen Halbjahresrekord: Noch nie brannten nach der Wiedervereinigung Thüringer Wälder auf so großer Fläche. Neben dem wirtschaftlichen Schaden für den Waldbesitzer ist zusätzlich der ökologische Schaden etwa an Gräsern, Sträuchern und Waldbewohnern zu beklagen – ganz zu schweigen von der klimaschädlichen CO2-Freisetzung. So mancher fragt sich, wie schnell sich überhaupt die heimischen Wälder von solch einer Feuerkatastrophe erholen? Die Waldbrandexperten der ThüringenForst-AöR sind dieser Frage nachgegangen und konstatieren: Feuer schwächen die heimischen Wälder über Jahrzehnte hinaus. Gepflanzte Forstgehölze beschleunigen die Wiederherstellung der Schutzfunktionen.
Nicht nur der Wald brennt, auch der Boden und viele seiner Bestandteile
„Während eines Waldbrandes entstehen Temperaturen bis 500° C. Teilweise frisst sich das Feuer geradezu in den Boden und zerstört Humusauflagen und organische Bestandteile selbst in tieferen Schichten“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Dadurch gehen viele wachstumsfördernde Bodennährstoffe wie Phosphor, organischer Kohlenstoff und Nitrat verloren. Dies auch, wenn die nach dem Brand verbliebene Asche und damit wichtige Inhaltsstoffe wieder teilweise in die Erde gelangen. Auch das chemische Bodenmilieu ändert sich. Aber nicht nur der Brand selbst, auch die damit verbundene anschließende Rodung der Brandfläche entzieht Nährstoffe. Ohne diese Nährstoffe kann der Boden das Pflanzenwachstum weniger unterstützen. In den Folgejahren vergrößert sich außerdem die Schadfläche entlang der Bestandesränder wegen Borkenkäferbefall oder etwa Sonnenbrand.
Für den König des Waldes naht das herbstliche Duell
Anfang September beginnt die Hirschbrunft – Naturfreunden steht die Wildbeobachtungskanzel des Forstamtes Frauenwald zur Verfügung
Erfurt (hs): Der Rothirsch, nach dem Aussterben von Wisent und Elch größte Wildtierart in Deutschland, bringt derzeit seine majestätische Trophäe auf Hochglanz. Nachdem sich der „König des Waldes“ seines Geweihs auf Grund hormoneller Vorgänge schon im Februar/März diesen Jahres entledigt hatte, wuchs in den vergangenen vier bis fünf Monaten ein neues Geweih nach. Bis heute kann die Wissenschaft den Sinn der jährlichen Geweihneubildung nicht erklären, bedeutet es für den Rothirsch doch einen erheblichen energetischen Aufwand.
Fünf- bis elf Kilogramm schwer ist ein Hirschgeweih
Jetzt im Hochsommer entledigt sich der König der Wälder nun auch des Bastes, in dem er diese Schutzhülle fegt bis die ganze Geweihpracht freigelegt ist. „Fünf bis elf Kilogramm wiegt das Geweih bei einem heimischen Hirsch im besten Mannesalter zwischen 8 und 14 Jahren“, so Volker Gebhardt, Vorstand der Thüringer Landesforstanstalt. In wenigen Wochen zeigt sich der Rothirsch dann in seiner kraftvollsten und gleichermaßen romantischsten Form als röhrender Hirsch. Tausende Ölgemälde, gestickte Sofakissen oder auch touristische Werbebroschüren zeigen nicht umsonst immer wieder dieses klassische Wildtiermotiv.
Borkenkäferüberwachung seit der Kaiserzeit
Die ThüringenForst-Experten für die Schädlingsüberwachung sind derzeit gefragt. Landesweit erfassen sie u. a. die Entwicklung des Buchdruckers und erstellen Prognosen und Szenarien
Erfurt (hs): Wer zählt eigentlich die Millionen Borkenkäfer im Wald? Und wer zählt die von ihm befallenen Bäume? Und wie kann man voraussagen, wieviel Borkenkäfer sich zum Jahresende in den heimischen Wäldern befinden? Seit rund 25 Jahren erstellt das vierköpfige Waldschutzteam des Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrums Gotha (FFK) Diagnosen zu schwierig zu bestimmenden Schäden und Schaderregern an Bäumen. Derart spezialisiert ist sie die einzige derartige Einrichtung im Freistaat Thüringen und eng mit weiteren wissenschaftlichen Institutionen in Thüringen wie in Deutschland verknüpft. 1905 wurde erstmals diese besondere institutionelle Form des forstlichen Pflanzenschutzes an der Kaiserlichen Biologischen Anstalt geschaffen.
Borkenkäfer sind gut überwachte Schädlinge, bleiben aber trotzdem gefährlich
„Das Waldschutzteam greift auf ein umfangreiches Netz an Borkenkäfer-Überwachungsfallen in den 279 Forstrevieren des Freistaats zurück. Jede Woche melden die Revierförster online ihre Fangzahlen, insbesondere des Buchdruckers“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. So kann der Flug dieses gefährlichsten Schadinsektes zeitlich und räumlich exakt für Gesamtthüringen erfasst werden. Zusätzlich ermöglichen umfangreiche Datenbankvergleiche mathematisch gestützte Prognosen und Szenarien zu künftigen Entwicklungen. Wer jetzt denkt, ein Borkenkäferbefall lasse sich damit genau „berechnen“, der irrt: Entscheidend ist der Witterungsverlauf in der Borkenkäfersaison. Trocken-warme Sommer spielen dem Schädling in die Hände, feucht-warme oder auch kühle Sommer dagegen nicht.
Waldspaziergang: Auf den Hund gekommen
Immer noch unterschätzen viele Hundebesitzer die Sinnhaftigkeit der Anleinpflicht im Wald: Die Natur zahlt den Preis
Erfurt (hs): In der Ferienzeit nimmt die Zahl der Waldbesucher zu, die ihren Hund im Wald ausführen. Neben den Thüringer Hundehaltern sind es vor allem Touristen, die ihrem Vierbeiner Auslauf im schattenspendenden Wald bieten wollen. Damit nimmt die Gefahr zu, dass Wildtiere durch freilaufende und wildernde Hunde aufgeschreckt, verletzt oder gar getötet werden. Deshalb regelt das Thüringer Waldgesetz zum Schutz des Wildes, dass Hunde, die nicht zur Jagd eingesetzt werden, ganzjährig an der Leine zu führen sind. Wer dagegen verstößt, muss mit empfindlichen Geldbußen bis zu 2.500 Euro rechnen.
Auch Hundehalter dürfen die Lebensgemeinschaft Wald nicht beeinträchtigen
„Das Thüringer Waldgesetz erlaubt es, den Wald zum Zweck der naturverträglichen Erholung auf eigene Gefahr zu betreten. Jeder Waldbesucher muss sich jedoch so verhalten, dass er die Lebensgemeinschaft Wald nicht stört oder beeinträchtigt. Dies gilt auch für Hundehalter“, erklärt Jörn Ripken, ThüringenForst-Vorstand und selbst leidenschaftlicher Hundebesitzer. Immer wieder ist hingegen festzustellen, dass Hundeführer ihre Vierbeiner entgegen der waldgesetzlichen Regelungen ohne Leine unkontrolliert laufen lassen. Diese Hunde wittern im Wald die Fährten von Wildtieren oder begegnen diesen direkt und nehmen die Verfolgung auf. Im Regelfall hilft dann alles Pfeifen und Rufen nicht – der Hund ist vom Jagdfieber gepackt. Dies kann allerdings nicht nur böse für das Wildtier enden, sondern auch für den Hund. Besonders das Queren von vielbefahrenen Straßen beim Hetzen des Wildes kann für Jäger und Gejagten den schnellen Tod bedeuten – von der zusätzlichen Gefahr für Dritte einmal abgesehen.
ThüringenForst sorgt sich um die Moore
Hitze und Trockenheit schädigen nicht nur die Wälder, sondern auch die Moore: Die brauchen Wasser um nicht auszutrocknen
Erfurt (hs): Den rund 350 größeren Moore in Thüringen, schwerpunktmäßig im Thüringer Wald gelegen, setzen Hitze und Trockenheit kräftig zu. Für die Funktion dieses sehr seltenen Lebensraumtyps ist die kontinuierliche Vernässung schlicht überlebensnotwendig. Trockene Phasen führen dazu, dass die unerwünschte mikrobielle Aktivität angeheizt wird, das Moor reduziert seinen jahrtausendealten Moorkörper. Dabei sinkt nicht nur die Hochwasserschutzwirkung des Moores, es wird dabei auch klimaschädliches CO2 freigesetzt.
Seit 1998 hat ThüringenForst über ein Dutzend ehrgeizige Moorrenaturierungsprojekte umgesetzt, indem etwa Moorränder entfichtet, Reisig aus dem Moorkörper entfernt oder auch Staustufen zum Wasserrückhalt verbaut wurden. 2012 wurde Thüringens einziger Moorlehrpfad am Schützenbergmoor bei Oberhof durch die Landesforstanstalt generalsaniert. „Deshalb sehen wir den Witterungsverlauf 2018/19 nicht nur in Bezug auf die Wälder, sondern auch in Bezug auf die Moore mit großer Sorge“, so Jörn Ripken, ThüringenForst-Vorstand. Moore binden etwa doppelt so viel CO2 wie Wälder.