Waldränder sind Hotspots der Artenvielfalt
Zur weiteren Stärkung des Waldnaturschutzes nimmt ThüringenForst bei der Wiederbewaldung von Schadflächen auch die Wald-Feld-Übergänge in den Fokus
Erfurt (hs): Breite, stufig aufgebaute und tiefbelastete Waldränder können nicht nur vor dem zerstörerischen Werk künftiger Stürme schützen, sondern sind auch ein landschaftsprägendes, ökologisch wertvolles Saumbiotop. Damit sie diese Funktionen gut erfüllen können, müssen sie durch Waldbesitzer und Förster geplant und aufgebaut werden – mit einer gezielt gestalteten Baum-, Strauch und Saumzone. Die Wiederbewaldung der vielen Schadflächen in Thüringens Wäldern nutzt ThüringenForst dazu, derartige standorts- und funktionsgerechte Waldaußen- und auch Waldinnenränder, etwa entlang von Forststraßen oder Waldwiesen, von Anfang an mit anzulegen.
Die Wiederbewaldung von Schadflächen mit stabilen Waldsäumen
„Die Folgen der Klimaerwärmung, wie Dürre, Wetterextreme und Borkenkäfer-Massenvermehrung, haben im Gesamtwald in Thüringen zu rund 40.000 Hektar Schadfläche geführt. Bei der Wiederbewaldung sind Waldbesitzer gut beraten, ein besonderes Augenmerk auf die Gestaltung stabiler und biodiversitätsreicher Waldränder zu legen“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. So sollten Waldränder nicht geradlinig, sondern unregelmäßig und in Buchten verlaufen, sowie mit anderen Landschaftselementen wie Hecken, Gehölzstreifen oder Gewässern vernetzt sein. Im äußeren Saumbereich ist eine niedrige Vegetation aus Gräsern, Kräutern und Stauden sinnvoll, die fließend in eine mindestens mannshohe Strauchzone aus heimischen Arten wie Schlehe, Weißdorn, Hasel, Pfaffenhütchen oder Hartriegel übergeht. Dann erst beginnt der eigentliche Waldmantel mit Birke, Weiden, Ebereschen oder Feldahornen. An diese schließt sich dann der Waldbestand an. Dieser soll bei ThüringenForst grundsätzlich aus mehreren Mischbaumarten und einem Mindestanteil von 20 % Laubholzarten bestehen.
Landesweite Diagnose am Patienten Wald
ThüringenForst führt auf dem Krahnberg bei Gotha Schulungen zur diesjährigen Waldzustandserhebung durch. Deren Ergebnisse werden mit Spannung im Spätherbst 2020 erwartet
Erfurt (hs): Durch die okulare Einschätzung von Blatt- und Nadelverlusten in den Baumkronen werden seit 1991 im Freistaat jährlich Informationen über den Gesundheitszustand des Waldes erhoben. Das Verfahren ist deutschlandweit einheitlich. Verantwortlich für die Waldzustandserhebung (WZE) ist das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha (FFK). Die vielfältigen Ergebnisse der Erhebung werden voraussichtlich im Spätherbst 2020 veröffentlicht. In diesem Jahr dürfte auf die Forstexperten allerdings eine besonders knifflige Aufgabe warten: Denn die nunmehr zweieinhalb Jahre andauernde, ausgewöhnliche Trockenheit beeinträchtigt nachhaltig die Vitalität des gesamten Ökosystems Wald.
Fernglas und Schreibbrett als Diagnosehelfer
Die Schulungsteilnehmer, sämtlich erfahrene Forstpraktiker, werden an „Vergleichsbäumen“ für die anstehende optische Taxation der Baumkronen fit gemacht. „Mit einem Fernglas erfassen die Experten baumartenspezifisch die Vergilbung sowie den Verlust an Nadel- bzw. Blattmasse in den Baumkronen sowie weitere Parameter“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Dies erfordert umfassende wald- und baumbiologische Kenntnisse, denn im „Ausschlussverfahren“ müssen Merkmale wie Fruchtbildung, Pilz- oder Käferbefall und natürlich Trockenheit als Ursache einer schütteren oder fehlenden Kronenbenadelung bzw. -belaubung geklärt werden. Und damit eine sichere Unterscheidung von Schadstoffen aus Industrie, Verkehr und Haushalten als Verursacher getroffen werden können.
Mit Kalk gegen „saure“ Mittelgebirgs-Waldböden
Landesforstanstalt will im Herbst rund 800 Hektar geschädigte Staatswaldflächen in den Hochlagen des Thüringer Waldes kalken
Erfurt (hs): ThüringenForst plant für den Herbst dieses Jahres rund 800 Hektar, durch Luftschadstoffe geschädigten Staatswald in mehreren Revieren des Thüringer Forstamtes Frauenwald zu kalken. Hierzu werden per Hubschrauber im September/Oktober 2020 pro Hektar rund drei Tonnen naturbelassener Magnesiumkalk regionaler Herkunft ausgebracht. So soll die Bodenversauerung abgepuffert werden. Auch nach über 30 Jahren Bodenschutzkalkung und einer deutlich verbesserten Luftreinhaltepolitik brauchen der Thüringer Wald, das Thüringer Schiefergebirge und der Harz weiterhin mittels Kalkung die Hilfe der Förster. Säurealtlasten und überhöhte Stickstoffeinträge machen den dort basenarmen Standorten und den darauf stockenden Wäldern immer noch zu schaffen. Zuletzt kalkte ThüringenForst 2019 rund 900 Hektar Staatswald, ebenfalls im Thüringer Forstamt Frauenwald. Während der Kalkung kann es kurzfristig zu Beeinträchtigungen beim Betreten des Waldes kommen. Der ausgebrachte Naturkalk ist für den Waldbesucher vollkommen ungefährlich, gleichwohl kann es durch die Feinpartikel zur Verunreinigung von Kleidungsstücken kommen. Unmittelbar vor Beginn der Maßnahmen wird das Thüringer Forstamt Frauenwald die Bevölkerung hierzu nochmals informieren.
Quelle: ThüringenForst, Erfurt
Foto: Dr. Horst Sproßmann
Gartengestaltung: Die richtige Wahl der Holzart ist wichtig!
Während Lärche, Eiche oder Robinie ohne Anstrich der Witterung trotzen, eignen sich Fichte oder Kiefer für den Innenbereich
Erfurt (hs): Mit den ersten warmen Frühjahrstagen heißt es für viele Gartenbesitzer: Ärmel hochkrempeln. Jetzt ist die beste Zeit, um das kleine Paradies rund ums Haus auf Vordermann zu bringen. Dies umso mehr, da die pandemiebedingten Aufenthalte in den eigenen vier Wänden bzw. im eigenen Hof oder Garten nach wie vor hoch sind. ThüringenForst gibt nachfolgend einige Tipps, welche Holzarten für welche Zwecke bei der Außengestaltung eingesetzt werden können und ob und wie diese Hölzer gepflegt werden sollten.
Holz im Garten – Material der unbegrenzten Möglichkeiten
Der natürliche Roh-, Bau und Werkstoff Holz steht bei vielen Gartenfreunden hoch im Kurs. Aus gutem Grund: Es harmoniert mit der umgebenden Natur, ist leicht zu bearbeiten, gesundheitlich unbedenklich und zudem kostengünstig. Die Verwendungsmöglichkeiten von Holz sind äußerst vielfältig: Von Zäunen über Sichtschutzwände bis hin zu Pflanzkübeln und Gartenmöbeln. Soll Holz baulich-konstruktiv etwa als Gartendeck, Holzsteg oder Carport verwendet werden, sind Zimmereibetriebe aus der Region gute Ansprechpartner.
Risiko Brennholz-Selbstwerbung
Jüngst ereigneten sich in Thüringen zwei tragische Unfälle von Brennholz-Selbstwerbern im Wald. Gute Ausbildung und umsichtiges Handeln sind lebenswichtig bei diesen Arbeiten
Erfurt (hs): Brennholz ist derzeit so günstig wie nie im Wald zu erwerben. Ein extremes Überangebot an Sturm-, Trocken- und Borkenkäferschadholz lässt in Folge des Klimawandels und der Corona-Pandemie die Brennholzpreise purzeln und die Brennholzwerber aufhorchen. Doch die Aufarbeitung von Holz ist, dies zeigen -leider- jüngst zwei tragische Unfälle in den Wäldern Süd- und Ostthüringens, gerade für Nicht-Profis arbeitstechnisch nicht ohne Risiko. Technik ist das eine – mindestens ebenso wichtig sind aktuelle Kenntnisse über Arbeitsorganisation und Unfallverhütungsvorschriften. Denn selbst erfahrene Brennholzwerber, wie auch routinierte Forstwirte sind vor Fehlern nicht gefeit. Und bei Sturmholz heißt es: Finger weg!
Wichtigster Tipp: Nie, wirklich nie Alleinarbeit!
„Die Selbstwerbung von Holz darf nicht in Alleinarbeit durchgeführt werden. Der Brennholzwerber muss ständig Sicht- oder Rufverbindung zu einer anderen Person haben, die im Notfall direkt helfen oder zumindest Hilfe holen kann“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Seit 2013 wird im Staatswald von Brennholzwerbern die Vorlage eines Motorsägenscheins verlangt. Liegen diese mehr als fünf Jahre zurück, empfiehlt Gebhardt, einen Auffrischungskurs zu machen. Beispielsweise -pandemiebedingt voraussichtlich erst wieder ab Spätsommer 2020- im Forstlichen Bildungszentrum (FBZ) in Gehren oder in den Forstämtern Weida, Sondershausen, Marksuhl oder Sonneberg. Dort lernt man von erfahrenen Forstwirtschaftsmeistern aktuelles Wissen zur Motorsägentechnik, zur Schnittführung und zur Arbeitssicherheit. Dies soll gerade Brennholzwerbern helfen, Unfälle bei der nach wie vor gefährlichen Forstarbeit zu vermeiden.