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Mit neuen Informationstafeln werden Waldbesucher auf Schäden bisher unbekannten Ausmaßes im Wald und deren Folgen für die eigene Sicherheit informiert

 

n84 2019Erfurt (hs): Die witterungsbedingten Waldschäden bisher nicht gekannten Ausmaßes und ihre Folgen werden immer unübersehbarer. Spätestens seit den Dürrejahren 2018 und 2019 ist dies deutlich zu spüren. Waldbesitzer und Förster kämpfen gegen Waldverlust durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer. Doch auch der Waldbesucher muss sich mit den fortschreitenden Witterungsschäden an eine neue Situation gewöhnen. ThüringenForst informiert jetzt im Staatswald mit neuen Infotafeln: Willkommen in unseren Wäldern. Jedoch, lassen Sie Vorsicht walten! Rund 1.000 dieser Info-Tafeln werden in den nächsten Wochen landesweit angebracht. Sie sollen den Waldbesucher für neue Naturgefahren sensibilisieren, mit denen zukünftig womöglich verstärkt zu rechnen ist.

Bisher in Thüringens Wäldern kaum vertreten, kann die Robinie als klimarobuste Baumart künftig eine womöglich größere Rolle im Freistaat einnehmen

Baum des Jahres 2020Erfurt (hs): Die Robinie (Robinia pseudoacacia) wurde vor wenigen Tagen in Berlin von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung zum „Baum des Jahres“ 2020 ausgerufen. Sie löst damit die 2019 gewählte Flatter-Ulme ab. Wie schon die Flatter-Ulme ist die Robinie ein in Thüringen wie in Deutschland eher selten vorkommender Wald-, Park und Straßenbaum. Sie  stammt ursprünglich aus den östlichen USA und wurde vor rund 300 Jahren nach Europa eingeführt. Der bis zu 25 Meter hoch wachsende und über 100 Jahre alt werdende Baum hat im Freistaat eine sehr geringes Vorkommen von unter 0,1 %. In Summe kommt die Robinie auf eine Fläche von etwas mehr als 500 ha, verteilt in rund 1.200 Waldbeständen Thüringens. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt dabei in den ost- und mittelthüringischen Forstämtern Weida, Stadtroda und Bad Berka. Obwohl ihr Holz dauerhafter als das der Eiche ist, konnte sich die Robinie im Freistaat nicht gegen die heimischen Baumarten durchsetzen. Die Toleranz gegenüber Trockenheit macht die Robinie jetzt aber als Zukunftsbaum beim Klimawandel interessant.

Robinienholz ist extrem dauerhaft, die Rinde allerdings giftig

„Die besondere Fähigkeit der Robinie, auf Brach- und Schuttflächen zu gedeihen, hat ihre Verbreitung nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere in den bombenzerstörten Städten bis heute gefördert“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Insofern wird der Thüringer Naturfreund die Robinie eher inmitten Erfurts, Geras oder Eisenachs antreffen und weniger in den ausgedehnten Wäldern des Freistaats. Gleichwohl gilt die Robinie aufgrund ihres hohes Reproduktionsvermögens und ihrer nur schwer zu kontrollierenden Ausbreitung nicht nur unter Naturschützern als invasive, und daher nur mit Bedacht zu verwendende Baumart. Ihre  Samen sind relativ schwer und werden kaum über weitere Strecken vom Wind transportiert, jedoch ist dieser Pionierbaum in der Lage, sich intensiv vegetativ durch Wurzelbrut zu vermehren.

Mit der Herbstverfärbung der Wälder beginnt für manche Naturfreunde die schönste Jahreszeit. Zumindest ist der Wald so bunt wie sonst nie im Jahr.

 „Indian Summer“ an der Lütschetalsperre: Trotzdem die heimischen Wälder unter den Folgen der zweijährigen Trockenheit leiden, zeigen sie sich aktuell von ihrer farbenfrohen SeiteErfurt (hs): Der Notlage Thüringens Wälder zum Trotz: Die Herbstfärbung taucht die heimischen Forste in ein wunderschönes Farbenkleid. Kaum dass die ersten Frostnächte hinter uns liegen, offenbaren sich dem Waldwanderer und Naturfreund Buchen, Eichen, Eschen, Ahorne und Linden mit herrlichen Blattfärbungen von Grün, Gelb, Orange, Rot und Braun, oft verbunden mit einem immer wieder strahlend blauen Himmel. Diese jahreszeitliche Phase, die mit dem Blattfall allzu schnell ihr Ende findet, wird im angloamerikanischen Sprachraum als „Indian Summer“ bezeichnet. Oder wie der französische Künstler Henri de Toulouse-Lautrec treffend formulierte: Der Herbst ist der Frühling des Winters. Auf über 11.300 km Waldwegen kann dieses Naturschauspiel in den heimischen Wäldern genossen werden.

„Derzeit lohnt es sich besonders, den Waldspaziergang auszudehnen: Das bewusste Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken ermöglicht ein „Bad im Wald“, dass jeder Naturfreund jetzt genießen sollte“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Aber nicht nur das Seelenheil lässt sich auf diese Weise vorzüglich pflegen, die herbstliche Waldluft bietet auch ein hervorragendes Bio-klima, da staubfrei, kaum belastet mit Allergie auslösenden Pollen und die ätherischen Öle der Fichten und Kiefern stimulieren sogar das Immunsystem.

Norwegisch-finnisches Forscherteam: Verzicht auf Holzeinschlag in Europa führt nur zu Mehreinschlag auf anderen Kontinenten. Arbeitsplatzverlust in der europäischen Forst- und Holzbranche befürchtet

Naturnahe Forstwirtschaft in Deutschland und damit in Thüringen garantiert hohe Umweltstandards bei der nachhaltigen Holzernte – und dem Klima hilft es auchErfurt (hs): Ein norwegisch-finnisches Forscherteam kommt zum Ergebnis, dass eine Reduzierung des Holzeinschlages in Europa größtenteils durch einen Mehreinschlag in anderen Regionen der Welt ersetzt würde. Insbesondere Süd- und Nordamerika und Russland würden das Einschlagsdefizit wieder ausgleichen. Gleichzeitig würden Produktionsinvestitionen der Forst- und Holzwirtschaft, vor allem aber Arbeitsplätze aus Europa in diese Regionen verlagert werden, samt der damit verbundenen Wertschöpfung. Klimapolitisch wäre dies wenig effektiv, vor allem, wenn holzbasierte Produkte, etwa aus dem Verpackungs- und Bausektor, durch in der Herstellung energie- und damit CO2-intensive Glas- oder Plastikprodukte ersetzt würden. Dies berichtet aktuell die Allgemeine Forst-Zeitschrift in Ausgabe 17-2019, Deutschlands meistgelesenes Forstfachmagazin (www.forstpraxis.de).

Elf Bretter, 81 Nägel und neun Klötze tragen 1,5 Tonnen Gewicht – wenn es sein muss, um die ganze Welt

2018 wurden bundesweit insgesamt 110 Mio. Holzpaletten produziert, davon ca. 36 Mio. Europaletten Erfurt (hs): Die europäischen Eisenbahnbetreiber waren es, die sich 1961 darauf einigten, Säcke und Kisten ohne Standardmaße durch eine exakt 120x80 cm große und 14,4 cm hohe Holzpalette zu ersetzen. Dies war die Geburtsstunde der Europoolpalette, kurz Europalette, die die insbesondere schienen- und straßengebundene Transportlogistik in Frankreich, Österreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg und Deutschland innerhalb kurzer Zeit revolutionierte. Derzeit sind rund 500 Millionen Europaletten im Umlauf, jede davon aus elf Brettern, 81 Nägeln und neun Pressspanklötzen gebaut. Der eigentliche Vorteil der Einheitspalette, neben dem platzsparenden Transport: Wird Ware auf Europaletten angeliefert, muss diese nicht zeitaufwendig vom Holzträger entladen werden. Der Lieferant erhält einfach Tauschpaletten vom Abnehmer, die sog. Umschlagszeit für den Warenverkehr wird entscheidend verkürzt.

Vorteil: Platzsparender Transport und verkürzte Umschlagszeit

Aber die Europalette kann noch mehr: Durch eine pfiffige Dreieckvernagelung ist sie robust genug, um Stürze zu überstehen oder mit einem Gewicht von vier Tonnen schadlos überfahren zu werden. Der Ladungsträger kann von allen vier Seiten mit einem Gabelstapler gegriffen werden. Deshalb sind die Eckklötze angeschrägt, so kann die Staplergabel leicht einfahren. „Insgesamt 17 Holzarten sind für die Herstellung der Europaletten zugelassen: Fichte, Kiefer, Birke, Lärche, Buche, Eiche, Platane oder Pappel gehören dazu“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Die ersten drei genannten sind aber am häufigsten in Verwendung, da das Holz preisgünstig ist und antibakteriell wirkt – gut für den Transport von Lebensmitteln und chemischen Produkten. In Deutschland wurden 2018 ca. 36 Mio. Europaletten hergestellt. Auch Thüringen gehört zu den größeren Produzenten, so etwa im Palettenwerk bei Gotha. ThüringenForst selbst liefert jährlich etwa 200.000 Festmeter Nadelholz an die heimischen Palettenhersteller.

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