Holzbau kann das Klima entlasten
Das renommierte Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung mahnt den Baustoff Holz als Ersatz für klimaschädlichen Zement und Stahl an. Gebäude werden so zu Kohlenstoffsenken
Erfurt (hs): Das renommierte Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) spricht von einer Materialrevolution im Städtebau: Der Roh-, Bau- und Werkstoff Holz kann eine fundamentale Bedeutung im Klimaschutz bekommen. Erstens kann Holz die Treibhausgasemissionen aus der Zement- und Stahlproduktion, eine der Hauptquellen des klimaschädlichen Treibhausgases CO2, vermeiden. Zweitens kann Holzbau große Gebäude sogar in Kohlenstoffsenken verwandeln, da im Bauholz das von den Bäumen zuvor aus der Luft aufgenommene CO2 eingelagert und in ihren Stämmen als Kohlenstoff (C) gespeichert wird. Nach Berechnungen der PIK-Wissenschaftler können so die globalen Klimastabilisierungsziele des Pariser Abkommens erreichbar gemacht und die weltweite Klimaerwärmung erfolgreich auf unter 2° C gehalten werden.
Die Zeckenzeit beginnt 2020 früh – wegen des milden Winters
Schon im März ist mit den allgegenwärtigen Plagegeistern zu rechnen. Neues Risikogebiet Schmalkalden-Meiningen. Exotische Zeckenarten nehmen auch in Thüringen zu
Erfurt (hs): Mit den steigenden Lufttemperaturen nimmt die Zahl der Erholungssuchenden im Wald wieder deutlich zu. Leider auch die Zahl der Zecken, die ihre Winterstarre beenden. Diese können bei Kontakt mit dem Menschen durch Blutsaugen gefährliche Krankheiten übertragen. Jährlich erkranken im Freistaat 400 bis 500 Personen an zeckenübertragener Borreliose, 8 bis 15 an der gefährlichen Hirnhautentzündung (FSME). Als FSME-Risikogebiete gelten insbesondere Süd- und Ostthüringen, darunter die Wälder um Hildburghausen, Jena, Gera, Schleiz – und nun auch Schmalkalden und Meiningen. Durch die Berücksichtigung weniger Hinweise lassen sich die Erkrankungsrisiken aber deutlich minimieren, wie ThüringenForst informiert.
Schon ab 6° C werden Zecken aktiv
„Zecken sind ab einer Lufttemperatur von etwa 6° C aktiv und verlassen den Boden, der zuvor als Winterquartier diente“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Die bundesweit vorkommenden rund 20 Zeckenarten können über 60 Krankheiten übertragen, am häufigsten die Borreliose, selten die FSME. Oft bleibt die Borreliose wegen grippeähnlicher Krankheitszeichen unerkannt, die Betroffenen - oft Förster, Waldbesitzer, Forstwirte, Gärtner oder Waldbesucher - versäumen deshalb häufig die rechtzeitige Antibiotika-Behandlung. Gegen die ebenfalls durch Zecken übertragbare, deutlich seltenere, gleichwohl gefährliche FSME, können sich Erwachsene wie auch Kinder präventiv impfen lassen.
Wirtschaftswald totholzreicher und nutzholzärmer?
Totholz fördert Biodiversität im Wald, schränkt aber die Holzversorgung und die Sicherheit der Waldbesucher ein. ThüringenForst versucht, alles unter einen Hut zu bringen
Erfurt (hs): Aufmerksamen Waldbesuchern ist es schon lange aufgefallen: Immer häufiger erscheinen heimische Wälder zunehmend unaufgeräumt. Von Sturm oder Schneelast abgebrochene Stämme werden nicht entfernt, umgebrochene Stamm- und Kronenteile bleiben am Waldboden liegen. Ja, selbst komplett abgestorbene Baumriesen belässt der Förster und die Motorsägen der Waldarbeiter bleiben in Ruhestellung. Aus der Ferne betrachtet, irritiert der Anblick solchen stehenden oder auch liegenden Totholzes. Zumal es stetig zunimmt. Schaut sich der Waldbesucher die vermeintlichen Versäumnisse einer „ordentlichen“ Waldwirtschaft aber näher an, erstaunt er bisweilen. Finden sich doch an diesen leblosen Gebilden seltene Pilzkonsolen, eine große Zahl durch Spechte gezimmerte Stammhöhlen, unter der Rinde wimmelt es geradezu von Insekten, Moose und Flechten besiedeln Äste und Zweige. Dieser Eindruck täuscht nicht: Totholz gehört zum natürlichen Waldzyklus und ist die Lebensgrundlage für zahlreiche, oft sogar seltene Arten. Und die moderne naturnahe Waldbewirtschaftung orientiert sich zunehmend am natürlichen Waldzyklus – ohne die Wälder als nachhaltige Quelle des Roh-, Bau- und Werkstoffes sowie Energieträgers Holz aus den Augen zu verlieren.
Habitatbäume im Wald – Wie, warum, wieviel?
Waldbesitzer und Förster tun oft jahrzehntelang das Richtige. Und dann erst bekommt es einen Namen: Der Habitatbaum
Erfurt (hs): Erfahrene Waldbesitzer und Förster kennen es aus jahrzehntelanger Praxis: Bei Waldbegängen stoßen sie immer wieder auf erstaunlich alte, bisweilen skurril gewachsenen, von ausgebrochenen Kronenteilen gezeichneten, vom Blitz geteilte, teils rindenlose oder gar schon von Stammhöhlen durchlöcherten Baumriesen. Oft genug minutenlang bestaunt, hin und wieder auch fotografiert, freut man sich über solch ein pittoreskes Exemplar. Für den Holzverkauf völlig untauglich, lässt man den Baumriesen stehen, sollte von ihm keine offensichtliche Gefahr für Dritte ausgehen. Den gerade wirtschaftliche denkende Waldbesitzer und Förster wissen, dass derartige Bäume nur noch bedingt als Brennholzspender dienen können, dafür aber einen enormen ökologischen Wert in ihrem Wald darstellen. Im Rahmen der naturnahen Waldwirtschaft haben derartige Bäume einen Namen bekommen: Sie heißen Habitatbäume. Und ihre einzigartigen Merkmale werden als Mikrohabitate bezeichnet.
Risse, Spalte, Höhlen, Rinnen – Mikrohabitate haben viele Gesichter
„Ein Habitatbaum ist ein stehender Baum, der mindestens ein Mikrohabitat trägt. Darunter verstehen wir sehr kleine, abgegrenzte Lebensräume, die von vielen verschiedenen, teils hochspezialisierten Tier-, Pflanzen-, Flechten-und Pilzarten , oft nur zeitweise, genutzt werden“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Ältere Förster sprechen von Horstbaum oder Biotopbaum, heute heißt es Habitatbaum. Risse, Spalten, Höhlen, Rinnen, Wucherungen, Totäste oder auch Astbruchstellen sind das vielfältige Gesicht dieser Mikrohabitate, die einen Baum zum Habitatbaum veredeln. Alter Wein in neuen Schläuchen wird da so mancher denken. Nicht ganz: Erst in den letzten Jahren wurde immer mehr verstanden, wie wichtig die Waldbiodiversität für das Funktionieren des Waldökosystems ist. „Habitatbäumen kommt hierbei eine Schlüsselstellung zu“, so Gebhardt. Da Wirtschaftswälder die natürliche Waldentwicklung nicht vollständig abbilden, ist das Vorhandensein von Habitatbäumen dort so wichtig. Und da kluge Waldbesitzer und Förster derartige Veteranen schon seit jeher geschont haben, dürfte dies auch in Zukunft so sein. Spielen sie doch zahlenmäßig eine geringe Rolle.
185.000 Festmeter Schadholz durch Orkantief Sabine
Viel Wurf- und wenig Bruchholz. Anteiliger Schaden im Staats-wald gering. ThüringenForst warnt weiterhin vor Waldbetretung
Erfurt (hs): Orkantief Sabine, dass am 8. und 9. Februar über Thüringen zog, hat in Thüringens Wäldern rund 185.000 Festmeter Schadholz verursacht. Dies ergab die aktuell abgeschlossene Erhebung der Landesforstanstalt. Dreiviertel der Schäden traten als Wurf auf, nur jeder vierte Baum wurde dagegen gebrochen. Einzelschäden dominieren, flächiger Wurf- bzw. Bruch trat kaum auf. Die Schäden im Staatswald betragen anteilig rund 80.000 Festmeter. Die vom Sturm am häufigsten betroffene Baumart ist die Fichte. Durch die Landesforstanstalt werden deshalb geeignete Fichtenstämme vor dem diesjährigen Borkenkäferflug als Fangbäume ausgelegt. Damit soll die erste Käferwelle abgefangen werden.
Im Vergleich zu den Winterorkanen Kyrill (2007) und Friederike (2018) mit mehreren Millionen entwurzelter oder gebrochener Bäume ist der Schadumfang deutlich geringer. An den Forstlichen Hauptmessstationen wurden auf der Schmücke für Orkantief Sabine Spitzenwindgeschwindigkeiten von 115 km/ erfasst (Kyrill: 137 km/h), in Gera sogar 117 km/h (Kyrill: 115 km/h). An den meisten Messorten wurden hingegen Windgeschwindigkeiten von 80 bis 90 km/h erreicht. Durch die geringen Niederschläge in den Vormonaten waren die Waldböden vergleichsweise trocken – zumindest in den tieferen Bodenschichten. Das stabilisierte das Wurzelwerk der Bäume.