Wirtschaftswald totholzreicher und nutzholzärmer?
Totholz fördert Biodiversität im Wald, schränkt aber die Holzversorgung und die Sicherheit der Waldbesucher ein. ThüringenForst versucht, alles unter einen Hut zu bringen
Erfurt (hs): Aufmerksamen Waldbesuchern ist es schon lange aufgefallen: Immer häufiger erscheinen heimische Wälder zunehmend unaufgeräumt. Von Sturm oder Schneelast abgebrochene Stämme werden nicht entfernt, umgebrochene Stamm- und Kronenteile bleiben am Waldboden liegen. Ja, selbst komplett abgestorbene Baumriesen belässt der Förster und die Motorsägen der Waldarbeiter bleiben in Ruhestellung. Aus der Ferne betrachtet, irritiert der Anblick solchen stehenden oder auch liegenden Totholzes. Zumal es stetig zunimmt. Schaut sich der Waldbesucher die vermeintlichen Versäumnisse einer „ordentlichen“ Waldwirtschaft aber näher an, erstaunt er bisweilen. Finden sich doch an diesen leblosen Gebilden seltene Pilzkonsolen, eine große Zahl durch Spechte gezimmerte Stammhöhlen, unter der Rinde wimmelt es geradezu von Insekten, Moose und Flechten besiedeln Äste und Zweige. Dieser Eindruck täuscht nicht: Totholz gehört zum natürlichen Waldzyklus und ist die Lebensgrundlage für zahlreiche, oft sogar seltene Arten. Und die moderne naturnahe Waldbewirtschaftung orientiert sich zunehmend am natürlichen Waldzyklus – ohne die Wälder als nachhaltige Quelle des Roh-, Bau- und Werkstoffes sowie Energieträgers Holz aus den Augen zu verlieren.