Waldböden werden im Gegensatz zu Ackerböden nahezu nie bearbeitet und konnten so ihre Natürlichkeit bewahren
Erfurt (hs): Anders als Ackerböden werden Waldböden nahezu nie bearbeitet. Darum sind sie in ihrer Substanz und ihrem Aufbau weitgehend natürlich –sozusagen „wie gewachsen“. Ursache für diese Unberührtheit, selten genug in unseren Ökosystemen, ist ihre naturnahe und nachhaltige forstwirtschaftliche Nutzung. Denn Waldbesitzer und Förster wissen um die Vorteile intakter Waldböden für die auf ihnen wachsenden Bäume. Genauso kennen sie die Gefahren, denen Waldböden heute noch ausgesetzt sind. Charakteristisch für Waldböden ist die natürliche Schichtung von Bodenhorizonten. Maßgeblich für die Art des Waldbodens ist das Ausgangsgestein und dessen nacheiszeitliche Verwitterung im Laufe der letzten 12.000 Jahre. Und wer denkt, Waldboden seit einfach nur Erde und Gestein, der irrt: „Eine Handvoll Waldboden birgt Millionen Lebewesen, wovon Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Algen den Großteil ausmachen, der Regenwurm hingegen das „sichtbarste“ Bodenlebewesen ist“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand.
Bodenschichten sind Ergebnis des vielfältigen Lebens in der Erde
Die oberste Bodenschicht, auf der wir übrigens in der Regel laufen, ist eine Streuschicht aus Laub, Nadeln, Knospenschuppen, Holz- und Rindenteilen, Blüten oder Früchte. Kurzum, alles was Bäume im Laufe des Jahres so abwerfen oder verlieren. Heerscharen von Lebewesen zerkleinern laufend dieses Material, fressen es und scheiden humusartige Substanzen wieder aus oder bauen es komplett ab. Unter der Streuschicht entsteht so eine Humusschicht, beide oft Dezimeter stark. Erst dann beginnt der eigentliche Boden, die Mineralschicht. Sie kann von wenigen Dezimetern bis mehreren Metern stark sein und wird nochmals in Unterhorizonte aufgeteilt. Im oberen Teil dieser Mineralbodenschicht befinden sich die meisten Feinwurzeln der Bäume. Darunter ist der Hauptwurzelraum der Bäume. Hier versorgen sich die Gehölze mit Wasser und Mineralien und verankern sich fest im Boden. Die tiefste Bodenschicht ist das nur schwach verwitterte Ausgangsgestein, für Bäume kaum zu durchwurzeln. In allen diesen Bodenschichten können sich Wasser, Luft und Lebewesen befinden und für eine stete Neubildung der Bodenschichten sorgen. So wächst der Boden kontinuierlich – etwa ein Zentimeter pro 100 Jahre.
Nur gesunde Waldböden ermöglichen ertragreiche Wälder
Für Waldbesitzer und Förster ist es entscheidend wichtig, dass die Prozesse im Ökosystem Boden stabil und die Waldböden damit gesund bleiben. Denn nur dann zeigen sich darauf stockende Wälder gesund und können ihre vielfältigen Leistungen wie Holzproduktion, Hochwasserschutz, Luftreinhaltung und Klimaschutz erbringen. Deshalb ist es wichtig, die Gefahren für Waldböden und deren Lebewesen zu kennen und gering zu halten. Etwa die Bodenversauerung durch Luftschadstoffe: Sie werden durch Bodenschutzkalkungen regelmäßig abgepuffert. Oder die flächige Bodenverdichtung durch schwere Forstmaschinen: Seit Jahrzehnten werden Waldböden nicht mehr mit tonnenschweren Holzerntemaschinen flächig befahren. Waldbesitzer und Förster haben dafür ein kluges Wegenetz, vergleichbar einem Spinnennetz, über die Wälder gelegt. Nur auf diesen feinen „Spinnenfäden“ darf bei der Bestandespflege gefahren werden. Oder Bodenzerstörung durch Kahlschläge: Seit Jahrzehnten sind Kahlschläge in Thüringen waldgesetzlich verboten. Für die Waldbesitzer ist es viel wirtschaftlicher, dauerhafte Waldbestockungen zu haben, gleichsam „Wälder für die Ewigkeit“.
Forstwissenschaftler der ThüringenForst-AöR kontrollieren mit einem Netz an Messstationen die Situation der Waldböden im Freistaat. So lassen sich kritische Bodenveränderungen, etwa der überdurchschnittliche Stickstoffeintrag in Waldböden aus Verkehr oder Landwirtschaft, frühzeitig erfassen und ggf. korrigieren. „Im Rahmen der naturnahen, nachhaltigen Forstwirtschaft wird den heimischen Waldböden durch Waldbesitzer und Förster zukünftig immer größere Aufmerksamkeit geschenkt“, so Gebhardt abschließend.