Der letztjährige warme September hat den Fichtenschädling in Thüringens Wäldern in diesem Jahr gefährlich gemacht. Förster mahnen Waldbesitzer zur Wachsamkeit
Erfurt (hs): Die Befallsmengen des gefährlichsten heimischen Fichtenborkenkäfers, dem Buchdrucker, sind 2016 im Vergleich zum Vorjahr von Juni bis September stetig angestiegen. Aber nicht nur das: Der milde letztjährige September sorgte dafür, dass der gefräßige Käfer statt zwei, zumindest in einigen Waldregionen Thüringens eine dritte Generation entwickelt hat. Ein einziges Borkenkäferpaar kann damit innerhalb eines Jahres weit über 100.000 Nachkommen erzeugen. Thüringens Förster befürchten ein „heißes Frühjahr 2017“, sollte der Buchdrucker den Winter in großer Anzahl überlebt haben. Die tiefen Januartemperaturen 2017, so die Waldexperten, sind für den Schädling jedenfalls kein Überlebensproblem.
2016 ein Drittel mehr Käferholz als im Vorjahr
Bis Ende des letztjährigen Schwarmfluges im Spätsommer wurden 54.500 Festmeter Stehendbefall durch Buchdrucker verzeichnet. Dies entspricht einem Drittel mehr Käferholz als im Vorjahr (41.500 Festmeter). Befallschwerpunkte waren Ost- bzw. Südostthüringen. „Gerade aber in diesen Landesteilen befinden sich ausgedehnte Privatwaldungen, oftmals kleinparzelliert und damit aus Waldschutzsicht schwierig überschaubar“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Deshalb mahnen die Experten der Hauptstelle Waldschutz des Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrums Gotha (FFK) die Privatwaldbesitzer, den ersten diesjährigen Buchdruckerschwarmflug etwa im April/Mai mit großer Aufmerksamkeit zu verfolgen. Bis dorthin sollte alles fängige Fichtenmaterial aus den Beständen beseitigt worden sein, um dem Käfer Brutmaterial zu entziehen. Dadurch lasse sich eine weitere Vermehrung des Käfers zumindest einschränken.
Ungewöhnlich langer Schwarmflug bis Ende September 2016
„Normalerweise“ beendet der Buchdrucker seinen Schwarmflug, sobald die Tageslichtlänge unter 14 Stunden sinkt. Aufgrund der ungewöhnlich hohen Temperaturen im September 2016 von über 25° C änderte dieser sein Verhalten. Er setzte seine Schwarm- und Befallsaktivitäten in einigen Waldregionen fort. „Wöchentliche Fangsummen von mehreren Hundert bis Tausend Buchdruckern waren noch Mitte September keine Seltenheit in den Borkenkäferfallen“, so Gebhardt weiter. Weitere Kontrollen der Förster ergaben, dass diese spät schwärmenden Käfer zumindest teilweise Bruten anlegten.
Dringende Handlungsempfehlungen für Waldbesitzer
Waldbesitzern wird dringend empfohlen, mit dem ausgehenden Winter speziell die Fichtenbestände auf letztjährigen Befall zu kontrollieren. Vom Buchdrucker befallene Fichten sollten unverzüglich aufgearbeitet und aus dem Bestand abgefahren werden, bevor die Rinde abfällt. Der Buchdrucker übersteht auch strenge Winter als Käfer unter der Rinde und würde deshalb bei den ersten warmen Temperaturen um 18° C ausfliegen, um neue, umstehende Bäume zu befallen. Alternativ bietet sich bei Schneelage auch das Entrinden und Verbrennen der Rinde, nach behördlicher Anordnung, an. „Wer rechtzeitig und mit Augenmaß handelt, der kann auf den späteren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichten, zumindest aber erheblich einschränken“, so Gebhardt abschließend.