Förster und Waldbesitzer über Väterchen Frost erfreut

Trotz bodenpfleglicher Technik spielt das Wetter bei der Holzernte eine wichtige Rolle. Zuerst der Frost, dann der Schnee

n01 2017Erfurt (hs): Nicht nur Wintersportler und Touristiker, auch Thüringens Förster und Waldbesitzer sind über den aktuellen Kälteeinbruch mehr als erfreut. Da das Winterhalbjahr Haupterntezeit für die Forstbetriebe im Freistaat ist, kann fehlender Frost ein unangenehmes Handicap darstellen. Speziell sensible, feinkörnige Böden, wie etwa Kalk- oder Feinlehmböden, zeigen dann eine geringe Tragfähigkeit für die tonnenschweren  Forstmaschinen, die in Folge einsinken und verstärkt Schäden am Waldboden wie auch an Forstwegen verursachen. Zwar gibt es einige technische Tricks, um das Einsinken der Forstmaschinen auch bei milder Winterwitterung  zu verhindern, doch diese verteuern auch die Holzernte.

Förster hoffen auf die frost- und schneereichen Monate Januar und Februar

„Die frost- und schneereichen Wintermonate in Thüringen sind der Januar und Februar und die melden sich erfreulicherweise aktuell zu Wort“, so Volker Gebhardt, als ThüringenForst-Vorstand für die Bewirtschaftung von 200.000 Hektar Landeswald zuständig. Während bei ThüringenForst derzeit die Holzernte im Thüringer Wald, dem Ostthüringer Schiefergebirge und dem Südharz weitestgehend auf vollen Touren läuft, wünschen sich die heimischen Förster und Waldbesitzer im neuen Jahr vor allem frostkaltes, trockenes Winterwetter. Weniger Sorge macht eine womöglich starke Schneedecke, von denen sich die Forstmaschinen, meist skandinavischer Herkunft, kaum beeindrucken lassen. Selbst die Forstwirte können dank moderner Arbeitsschutzausrüstung auch bis zu einer kniehohen Schneeauflage ihre Holzerntearbeiten fortführen. „Wichtig ist nur die Reihenfolge: zuerst der Frost, dann der Schnee“ ergänzt Gebhardt. Denn eine 30 Zentimeter hohe Schneedecke auf einem aufgeweichten Boden wirkt wie eine Isolierung und lässt den Frost nicht mehr in den Boden ziehen.

Spezialtechnik oder ein Wechsel des Holzerntesystems

Harvester, vor allem aber die schweren Forwarder, können bei problematischer Lage mit Reifenbändern aufgerüstet werden. Aus einer Radmaschine wird so eine relativ bodenschonende Raupe. Sinkt auch diese Maschine tiefer als 60 cm ein, wird die Holzernte bei ThüringenForst abgebrochen. Bodenschutz geht vor Holzernte. Dann prüfen die Förster, ob auf eine Frostphase gewartet wird oder ein völlig neues Holzerntesystem zum Zuge kommt. So können moderne Seilkräne auch in der Ebene angewendet werden, dass Holz „schwebt“ quasi aus dem Wald an den Forstweg. Nachteil: Die Holzerntekosten steigen um bis zu 100 %, der Erlös schwindet.

Fehlendes Holz gefährdet Arbeitsplätze in Thüringen

In milden Wintern ganz auf die Holzernte verzichten geht nicht. Zum einen verfügt Thüringen über die bundesweit dritthöchsten Holzvorräte im Wald. Zum anderen benötigt die hochmoderne Thüringer Holzindustrie wie auch die holzverarbeitenden Betriebe dringend ihren Rohstoff – nicht zuletzt um Arbeitsplätze nicht zu gefährden. Holz aus Wintereinschlag ist für diese zusätzlich besonders wertvoll, weil kein Harzfluß die mechanische Bearbeitung erschwert und garantiert kein Borkenkäfer am Holz nagt. Was die chemische Bekämpfung der Forstschädlinge -zum Vorteil der Umwelt- überflüssig macht.

Quelle/Foto: ThüringenForst, Erfurt