Fichte ist „Baum des Jahres 2017“

Keine andere Baumart hat Thüringens Wälder in letzten 200 Jahren so geprägt wie das genügsame Nadelholz

n61 2016Erfurt (hs): Deutschland steht 2017 forstbotanisch im Zeichen einer Baumart, die in Thüringen jeder kennt: die Fichte. Wie kein anderer Baum hat sie in den letzten 200 Jahren den Thüringer Wald, den Harz, aber auch das Ostthüringer Schiefergebirge geprägt. Jetzt würdigt das Kuratorium „Baum des Jahres“ in Berlin dieses genügsame Nadelholz, nach der Winterlinde 2016, mit der attraktiven Auszeichnung. Obwohl kein anderer Baum derart polarisiert: Für die einen ist sie der Brotbaum der deutschen Forstwirtschaft, für die anderen der Inbegriff naturferner Monokulturen. „Ich freue mich über die Wahl der Fichte zum Baum des Jahres ganz besonders, denn sie hat weite Teile Thüringens geprägt“, so Forstministerin Birgit Keller. „Wenn man es in der Vergangenheit wegen ihres leichten, sehr schnell wachsenden Holzes sehr gut mit ihr meinte, sind wir nun dabei, mit dem Waldumbau die Baumarten in den Thüringer Wäldern noch vielfältiger zu gestalten“.

Symbolbaum für Heimat, Kultur und Lebensstil

Mit knapp 40 % Anteil ist sie weit vor der Buche die häufigste Baumart in Thüringen. Damit ist sie vielerorts prägend für die Landschaft und damit auch für die dort lebenden Menschen. Den Älteren unter uns ist sie Symbolbaum für eine gelungene Wiederbewaldung nach Holznot, Kriegshieben und Sturmkatastrophen. Andere hingegen sehen in ihr eine Horrorbaumart, die für ökologisch tote Industrieforste steht. „Die Wahrheit liegt, wie so oft im Leben, in der Mitte“, wägt Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand ab: „Man kann zur Fichte stehen wie man will – dennoch haben wir ihr vieles zu verdanken“.

Die Fichte ist der Verlierer des Klimawandels – auch in Thüringen

Das genügsame, bei guter Wasserversorgung sehr wuchskräftige Nadelholz hat ein sehr ungünstiges Anpassungspotenzial an kommende klimatische Veränderungen. Gegen Niederschlagsschwankungen ist sie schlecht gerüstet. Deshalb ersetzen Thüringens Förster im Rahmen des Waldumbaus gefährdete Fichtenstandorte mit Baumarten, die Trockenheit besser ertragen können, etwa Eichen, Douglasien oder Weißtannen. Der Fichtenanteil im Freistaat sinkt deshalb und wird in Zukunft noch weiter absinken. Einzig in den höheren Lagen, etwa im Thüringer Wald oder dem Harz, wird die Fichte dank kräftiger Niederschläge auch zukünftig das Bild der Wälder prägen.

Die Fichte liefert ein vielfältig verwendbares Holz

Die Fichte, auf richtigen Standorten sehr vital, liefert ein relativ leichtes, festes und elastisches Holz. Es eignet sich als Bauholz, für Möbel und als Rohstoff für die Papierindustrie. Entsprechend findet sich in jedem Haushalt Thüringens Fichtenholz, ob als Tageszeitung, Wohnzimmerschrank, Zimmertür oder Dachgebälk. Die technische Verarbeitung der Fichte zu Sägeholz oder etwa Zellstoff erfolgt innerhalb Thüringens in hochmodernen Industrieanlagen und sichert tausenden Thüringer Familien ein regelmäßiges Einkommen.

„Ich freue mich, dass wir 2017 mit den Thüringerinnen und Thüringern über diesen ganz besonderen Jahresbaum diskutieren können“, so Gebhardt abschließend.

Quelle: ThüringenForst,
ErfurtFoto: ThüringenForst